20110628

Der erste Einleiner (!) fliegt - SOL Paragliders hat's geschafft

source: Lucien Haas

Seit 2 Wochen schon wurden gezielt die Gerüchte in den Gleitschirmforen gestreut: Sol baut einen Einleiner. Dazu gab es erste Fotos, die die Diskussion anheizten. War hier mit Photoshop nachgeholfen worden, um andere Leinenebenen einfach wegzuretouchieren? Könnte ein solcher Gleitschirm mit nur einer Leinenebene überhaupt fliegen?

Jetzt hat Sol das Geheimnis gelüftet und ein erstes Video auf Youtube gestellt. Dort sieht man den Start und das erste Gleiten dieses Schirms, der tatsächlich nur auf der A-Ebene aufgehängt ist. Die Bremsleine geht nur an die Hinterkante des Stabilos.

Dass der Schirm tatsächlich sauber "steht" und fliegt, ist gar nicht ein so großes Wunder. Der Kniff liegt im Profil. Es ist ein sogenanntes autostabiles Profil, auch Reflexprofil genannt, das bei Änderungen des Anstellwinkel durch Wanderung des Druckpunktes automatisch wieder in seine stabile Position zurückgezogen wird. In etwas dezenterer Form wird so etwas schon (mit 4 Leinenebenen) bei manchen Motorschirmen verbaut (z.B. Dudek, Paramania). Darüber hatte ich vor 4 Jahren schon einmal geschrieben.

Dass die Bremsleine nur auf den Stabilo wirkt, ist sicherheitsbedingt. Würde sie die Hinterkante auf der ganzen Spannweite bedienen, würde das Reflexprofil gestört. Der autostabil fliegende Gleitschirm wäre seine Stabilität sofort los und damit absturzgefährdet.

Gesteuert wird der Sol hauptsächlich über Gewichtsverlagerung. Das leichte Einklappen der Stabilos beim Bremsen unterstützt dann noch den Kurvenflug.

Auch wenn der Schirm im Video gut sichtbar fliegt, darf seine Alltagstauglichkeit bezweifelt werden. Thermikfliegen in engen Kreisen, v.a. aber konsequente Rettungsmanöver bei Störungen (seitliche Einklapper) werden nur sehr eingeschränkt möglich sein. Sol selbst bezeichnet den Schirm als experimentelles Konzept, eine Art Grundlagenforschung.

Letztendlich ist der Einleiner-Schirm aber wohl vor allem eines: ein tolles Marketingtool. Sol ist in Brasilien schon lange die Nummer eins, doch auf dem europäischen Markt tut sich die Marke noch eher schwer. Was kann man da besseres tun, als sich auf diese Weise als Vorreiter, als Hightech-Schmiede zu präsentieren - und am besten noch subtil über neugierige Diskussionen in Foren die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken!? Dieser Auftritt ist gelungen. 

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