20130919

[1.PCS Parafly Club] Werfenweng 17.-24.8.13 – Kindermund tut Wahrheit kund

source: Parafly Club




geschrieben von Chris (2 Jahre alt) mit Unterstützung von Tom (1 Jahr alt)

 

Samstag, 17.08.

Vielleicht muss ich im Leben noch einiges lernen, aber eines habe ich gelernt: Wenn der Kater zur Tante gebracht wird, dann fahren wir auch weg. „Urlaub" ist das schwer aussprechliche Wort dafür. Zwei Dinge waren neu: erstens lag auf dem Rücksitz neben mir zusätzlich zum anderen Gepäck ein unförmiger, grauer Sack mit Papas Adresse drauf. Zweitens dauerte die Anfahrt ewig, weil es überall Stau gab. Wozu fahren alle Leute nach München oder Salzburg, wenn es da nicht vorwärts geht? Es gibt ja auch noch Gera und Oldenburg … jedenfalls trafen wir (wie manch anderer wohl auch) erst am Abend in Werfenweng (weiterer unaussprechlicher Name) ein. Dort trafen wir viele andere Personen, denen alle gemein waren, dass sie ebenso unförmige Säcke auf dem Rücken trugen, lediglich in Farbe und Volumen unterschieden sich diese.

 

Beim Abendessen im Zistelberghof lernte ich dann Tom kennen, seine Eltern sind auch Unförmig-Sack-Träger. Er ist auf den Tag genau ein Jahr jünger als ich, im Hauptberuf ebenfalls Windelpupser, und wie ich finde, hat er in der Nestschaukel des hoteleigenen Spielplatzes ziemlich schnell Schiss. Immerhin kulinarisch hat er's drauf: Er bekam Kaiserschmarrn mit Kompott – allerdings aus einem Glas und in Breiform. Tom meint, alle hätten so angefangen, ich auch. Ich meine, Papas Kau-Kaiserschmarrn ist trotzdem besser.


vlnr: Simone und Ronald mit Tom (Berichtschreiber 2), darüber stehen Michael 1,
Karin, Arndt, Jörg, Anke (Mama vom Berichteschreiber 1), Michael 2, Andrea, 
Holger, Gerd, Jens, Michael 3, Sabine, Roswitha (mit Hund Shira)
Vorne rechts auf seinem Dreirad  Chris (Berichteschreiber 1)mit seinem
Papa Olly und kniend mittendrin ein TO namens Wolfgang. Es fehlen Andreas P, 
(hielt nur bis zur Kaltfront mit aus) und Uwe B, mit seiner Frau Ina und Hund Olga.

 

Sonntag, 18.08.

Es ist heiß und sonnig. Die Leute mit den unförmigen Säcken hüpfen in ein seltsam langes Kinderkarussell mit der Aufschrift „Ikarus-Bahn" und verschwinden darin auf wundersame Weise nach oben.

Rund ums Hotel kann ich den ganzen Tag fliegende Schirme in der Luft betrachten, die dann in der Nähe des Hotels niedergehen. Ich bin voll geflasht. Fürs erste finde ich aber noch geiler, dass ein Bergbach direkt am Hotel vorbeirauscht. In dem kann man super planschen. Am Abend sind die Leute mit den unförmigen Säcken auch wieder da und auch voll geflasht. Sie reden beim Abendessen wirr durcheinander von Thermik, irgendwelchen Flughöhen um die 2.300m, langen Flügen, verlängerten Abgleitern und Abstechern zum Tennengebirge und so weiter. Tom meint, sein Papa sei auch ganz oben mit dabei gewesen. Ich meine, ein Stück von Papas Cordon Bleu ist viel wichtiger.

 

Montag, 19.08.

Die anderen sind heute ohne die unförmigen Säcke unterwegs. Sie machen eher lange Gesichter und faseln irgendwelche mete-urologischen Fachbegriffe, die sich auf die aktuelle Wetterlage beziehen sollen. Wenn ich auf Zehenspitzen stehe und aus dem Fenster schaue, kann ich das auch ganz einfach ausdrücken: das Wetter ist bescheiden. Es wird beschlossen, einen Ausflug nach Salzburg zu machen. Mein Papa findet zwar die Stadt, aber keinen Parkplatz, weil sämtliche Parkhäuser überfüllt sind. Außerdem kann ich gar kein Salz sehen. Komisch. Telefonisch melden wir uns von der Restgruppe ab, die angeblich „problemlos" Parkplätze erwischt hat und die Innenstadt unsicher macht. Wir fahren statt dessen in den Salzburger Zoo und schauen uns spannende Tiere an. Erst zum Abendessen findet die Gruppe wieder zusammen. Tom meint, er könne mich wiederholt an den Haaren ziehen. Ich meine, das ist sicher durch die falsche Ernährung (Glas!) bedingt und sicher der Beginn einer langen Freundschaft.

 

Dienstag, 20.08.

Noch immer ist die Rede von einer „durchziehenden Kaltfront", mein Zehenspitzen-Kontrollblick liefert ein ähnliches Ergebnis. Der Tag wird allgemein ruhig angegangen. Nach dem Frühstück spiele ich mit Papa, während Onkel Gerd, den ich übrigens voll nett finde, mit den anderen irgendwelche Meditationsübungen aus dem „Ski-Gong" macht (oder so ähnlich). Danach treffen sich wieder alle, um sich vertieft der Mete-urologie zu widmen. Über den Beamer werden lustige Webcamseiten, aber auch langweilige bunte Karten mit Kinderkritzelsymbolen an die Wand geworfen und erklärt. Mamas Schweizer Wurstsalat ist da deutlich interessanter. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Überhaupt finde ich es cool, wie unsere TO's Karin und Wolfgang das ganz locker und tolerant organisieren. Ich mag die beiden, die Karin ist immer ganz besonders nett zu mir, auch wenn Papa sie mal „die Veggie-Oma mit der lustigen Brille" genannt hat. Ich fand das frech. Muss aber lustig gewesen sein, weil alle gelacht haben, Karin auch.

Jedenfalls fahren wir nach Golling ins AquaSalza. Ich kriege eine Eintrittskarte und eine gelbe Quietscheente für meine Sammlung, sowie Leihschwimmflügel vom Bademeister und kann mich drei Stunden richtig auspowern. Entsprechend fertig bin ich am Abend. Mama und Papa auch. Komisch. Die mussten doch nur auf mich aufpassen. Tom meint, meine Eltern seien halt nicht so sportlich. Ich meine... gähn... rrch... schnarch....

 

Mittwoch, 21.08.

Wer oder was auch immer diese Kaltfront war, sie ist über Nacht nach Hause gegangen und es wird von Stunde zu Stunde sonniger. Zumindest versucht die Sonne zunehmend, die Wolken zu durchbrechen. Heute holen die anderen wieder die unförmigen Säcke raus. In ihren Augen ist ein ungeduldiges Leuchten, so, als wenn man mir eine Tüte Gummibärchen vor die Nase hält. Während die Ungeduldigsten wieder in das Ikarus-Karussell steigen murmelt Papa etwas von „nachmittags ins fliegerische Geschehen eingreifen". Ich weiß nicht, was er damit meint, aber dann spazieren wir mit Mama ins Dorf und schauen den Baggern an der Baustelle zu. Gibt's was Schöneres? Dann mietet Papa noch ein Elektromobil namens Twizzy und wir pesen damit rum.

Als ich vom Mittagsschlaf aufwache, ist Papa weg und das unförmige graue Ding auch. Am Himmel sind wieder die fliegenden Schirme zu betrachten. Es werden immer mehr und Mama meint, Papa sei auch da oben. Glaub ich aber nicht. Am Abend wandern die Großen auf eine Hütte namens „Mahdegg-Alm". Tom, meine Mama und ich genießen das Privileg, von Mama Simone hochgefahren zu werden. Bei einer traumhaften Aussicht und neckischen kleinen Ziegen verbringen wir einen wunderschönen Abend bei Rehbraten, Kaiserschmarrn und einem prämierten Birnenschnaps. Tom meint, sein Papa habe gesagt, mein Papa sei am Steuer ein halsbrecherischer Draufgänger. Ich sage Tom, dass mein Papa gesagt hat, sein Papa sei als Beifahrer einfach eine Sissy.

 

Donnerstag, 22.08.

Das Wetter ist traumhaft. Der größte Teil unserer Gruppe bricht zu einem Ausflug an den Königssee auf. Es lockt der „Jenner", ein Fluggebiet der Berchtesgadener Gleitschirmflieger. Wolfgang hat organisiert, dass mit Achim Kuhnt jemand aus dem Partnerclub vor Ort ist und unsere Piloten detailliert einweist. Trotzdem stellt sich beim Anblick des Startplatzes „Vogelsberg West" angesichts dessen Beschaffenheit („steil, eng und gleich daneben eine große Felsnase in Startrichtung") ein kollektives Muffensausen ein. Jörg traut sich bei schwachem Wind schließlich als erster raus, während der Rest der Gruppe den Atem anhält. Als er dann erfolgreich gestartet ist, haben die anderen einschließlich der Wanderer drumherum geklatscht und gejubelt. Trotzdem lohne sich der Start, meint Wolfgang: „nachdem wir um die Felsnase herum gesegelt sind, eröffnete sich uns ein Ausblick über Berchtesgaden und den Königssee, den nur wir Flieger haben können. Es war einfach nur gigantisch schön, und einige von uns sind dort auf der Jenner-Alm oberhalb der Mittelstation dann über 1 Stunde herumgesegelt. Es gab auch Ausflüge zum Kehlsteinhaus, über den Königssee, und Jörg ging dann am weiter entfernten Drachenlandeplatz nach fast 2,5 h Flug runter. Wir anderen sind glücklich und zufrieden am Landeplatz neben der Bahn gelandet. Nach einer herzlichen Verabschiedung und einem dicken Danke an Joachim Kuhnt sind wir dann wieder nach Hause gefahren".

 

Der restliche Teil der Gruppe hat übrigens einen tollen Flugtag am Bischling gehabt. Vormittags vom Ost- und Nachmittags bei beinahe Nullwind am Weststartplatz ergaben sich teilweise sehr lange Flüge. Die kamen richtig hoch und richtig rum. Mama hat sich mit mir ins Ikarus-Karussell gesetzt, und tatsächlich: ein Mann, der eine Stimme hatte wie mein Papa, aber ganz ungewöhnliche Kleidung, startete da oben raus. Mama filmte das und behauptete die ganze Zeit, das sei Papa gewesen. Glaub ich das mal. Jedenfalls waren alle von den Flugbedingungen begeistert. Tom meint, seine Mama und sein Papa seien abwechselnd geflogen. Ich meine: cool!

 

Freitag, 23.08.

Zwar wird das Wetter zunehmend „labiler" (sagen die anderen, was immer das heißt), aber alle können nochmal Fliegen gehen. Oder sie fahren zu Bahnhöfen und Flugplätzen und holen ihre Partnerinnen ab. Die Gruppe wird langsam aber sicher immer größer. Die Flüge sind heute unterschiedlich gut, aber die meisten Piloten hochzufrieden. Am Abend steht dann ein Besuch des Almstüberls „zam Hascht" an. Alle haben mir schon von dem Essen vorgeschwärmt. Die Portionen, die dann aus Rippchen, Schweinebraten, Knödeln, Kartoffeln, Kraut und Rettichsalat aufgetischt werden, verschlagen mir den Atem. Ich kriege fast alle gedünsteten Karotten, die ich haben will und verbringe den Abend mit Tom im Spielzimmer. Tom meint, wir wären jetzt wirklich Freunde. Ich meine, da hätte ich noch was gut bei ihm, nehme ihn in den Würgegriff und reiße ihn zu Boden. Er ist nicht mal sauer.

 

Samstag, 24.08.

Die Abfahrt unserer TOs, die in die „Provinz" (das ist irgendwo in Frankreich) weiterreisen, krieg ich nur vom Zimmerfenster aus mit. Der Rest der Gruppe checkt nach und nach aus. Oder geht nochmals fliegen, denn entgegen der Wetterprognose sind weiterhin Flüge möglich. Heimwärts sind wir wieder nicht die einzigen, die mit dem Stau kämpfen. Tom meint übrigens, dass die Ausfahrt super organisiert war und er gerne seine Eltern überzeugen möchte, nächstes Jahr wieder mitzufahren. Ich sehe das genauso. Ganz genauso! Bestimmt kann ich nächstes Jahr schon mitfliegen. Ab 3 wird ja alles anders, wenn es keine verschluckbaren Kleinteile mehr gibt. Tom mampft ja öfters mal am Brummelhaken rum. Passiert ist aber nix. Also, was hält uns ab?

 

Chris und Tom

Sodele und die Fotos zu dieser schönen Woche gibts hier...

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