20171229

[GSV Baden] Fit für den Fall der Fälle

source: GSV Baden


Sie sind da, wenn es für Gleitschirmflieger ums Ganze geht: Feuerwehrleute setzen ihr Leben ein, um das von Piloten zu retten. Damit Gleitschirmflieger und Feuerwehr sich gegenseitig besser kennen- und verstehen lernen, hat der Gleitschirmverein Baden e.V. zusammen mit der Berufsfeuerwehr Baden-Baden einen Infoabend zum Thema „Flugunfall Gleitschirm" veranstaltet.

Vierzig Pilotinnen und Piloten kamen am 17. November 2017 in die Feuerwache Baden-Baden, um sich für den Fall der Fälle mit wichtigem Wissen zu wappnen. Kernfragen, mit deren Beantwortung sich der Leiter der Feuerwehr, Martin Buschert, in seinem mehr als zweistündigen Vortrag beschäftigte, waren: „Wie ist der genaue Ablauf der Rettungsmaßnahmen bei einem Gleitschirmunfall?" und „Wie sollen sich verunfallte und die Rettung begleitende Personen verhalten?" Organisiert wurde der Infoabend von GSV-Mitglied und Feuerwehrausbilder Klaus Schmidt.
Wie schnell die Feuerwehr Baden-Baden ihre Räder ins Rollen bringt, konnten alle Teilnehmer am Veranstaltungsabend live miterleben. Von einer aktuellen Notrufdurchsage per Lautsprecher bis zum Ausrücken der Fahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn vergingen gerade einmal eineinhalb Minuten.

Einsatz der Feuerwehr ist Pflicht

Eine erste wichtige Botschaft von Martin Buschert an die Gleitschirmflieger war die, dass es sich bei der Rettung von Gleitschirmfliegern um eine Pflichtaufgabe der Feuerwehr handelt. Sobald ein Anruf mit der Nachricht „Gleitschirmflieger verunglückt" eingeht, müssen hauptamtliche Retter und solche der freiwilligen Feuerwehren im Umkreis koordiniert durch die Feuerwehrleitstelle den Unfallort aufsuchen. Anrufe von Piloten oder Beteiligten, die mitteilen dem Piloten gehe es gut, entbinden die Feuerwehr nicht von ihrer Pflichtaufgabe.

Bei Baumrettung in besten Händen

Für den Rettungseinsatz im Fluggebiet Merkur bei Baden-Baden setzen sich bis zu neun Fahrzeuge in Bewegung, inklusive Rettungswagen, Notarzt und Polizei. Auch der SAR-Hubschrauber in Niederstetten bei Heilbronn macht sich umgehend auf den Weg. Da es sich um einen Luftfahrtunfall handelt, ist auch sein Start Pflicht. Sobald der Rettungseinsatz gestartet ist, gilt im gesamten Fluggebiet Merkur für Gleitschirmflieger absolutes Flugverbot. Nur so kann der Heli im Luftraum sicher landen. Das heißt erstens keine Starts mehr und zweitens Piloten in der Luft müssen umgehend landen. „Wer sich dem widersetzt, wird im Fluggebiet Merkur grundsätzlich mit einem Flugverbot belegt, das je nach Schwere der Regelmissachtung bis zu mehrere Monate betragen kann," betonte der Referent für Sicherheit und Technik des Gleitschirmverein Baden e.V., Claas Tzschucke.
Sobald es dann zur Rettung selbst geht, bei der es sich in der Mehrzahl der Fälle am Merkur um Baumrettungen handelt, können sich die verunfallten Piloten in besten Händen wissen. Denn hauptamtliche Feuerwehrmitarbeiter in Baden-Baden sind ausgebildete Höhen- und Baumretter.

Tipps für Verunfallte und Beteiligte

Vor und während der Rettungsmaßnahmen, können verunfallte Piloten und zur Rettung eilende Beteiligte einiges tun, um die Feuerwehr zu unterstützen und so die Zeit von der Alarmierung bis zum Eintreffen am Unfallort so kurz wie möglich zu halten. „Für denjenigen, der bei der Feuerwehr anruft, gibt es vier Kernfragen zu beantworten," erklärte Martin Buschert: „Was ist passiert? Wie ist der Zustand des Verunglückten? Wo ist es passiert? Wer ruft an?" Wichtig, so Buschert ist es, sich vom Ansprechpartner bei der Feuerwehr im Dialog führen zu lassen und auf keinen Fall das Gespräch frühzeitig zu beenden, auch wenn der Anrufende den Eindruck hat, alles sei gesagt und er müsse dem Verunfallten wieder zur Hilfe eilen. Die Feuerwehr brauche jede Information im Vorfeld der Rettungsmaßnahmen, die dazu beitrage, den Einsatzort bestmöglich lokalisieren zu können. „Das spart am Ende Zeit," so Buschert. Gerade bei der Rettung in bewaldeten Gebieten wie dem Merkur sei einer der zeitraubendsten Faktoren oft das Auffinden des verunfallten Piloten.

Kein Auto, oben bleiben, Lotsen

Ausdrücklich rief der Leiter der Feuerwehr Baden-Baden Piloten dazu auf, nicht selbst mit dem Auto zum Suchen in den Wald zu fahren. Dies könne die anrückenden Rettungsfahrzeuge auf den engen Waldwegen behindern und so zu unnötigen Verzögerungen führen.
Um die Rettung zu optimieren sei es hingegen von Vorteil, wenn am Unfallort bis zum Eintreffen der Rettungskräfte ein zentraler Ansprechpartner per Telefon oder Funk – im Regelfall der den Unfall meldende Pilot oder Beteiligte – sich für Rückrufe und Rückfragen der Feuerwehr bereithält. An in Bäumen hängende Piloten richtete Buschert die Botschaft: oben bleiben, im Gurtzeug bleiben, mit Bandschlinge am Baum sichern und falls möglich umgehend 112 anzurufen.
Sehr hilfreich seien laut Martin Buschert auch Lotsen, die etwa an der Talstation der Bergbahn oder auf den Zufahrtswegen zum Unfallort Feuerwehr, Rettungskräfte und Polizei den Weg anzeigen.

Gute Nachricht: Einsatz nicht kostenpflichtig!

Piloten, die die Frage beschäftige, was ein Einsatz denn koste und ob Gleitschirmflieger diesen selbst bezahlen müssten, konnte Martin Buschert beruhigen. Nach einer seit geraumer Zeit geltenden Neuregelung sei der Einsatz bei „Flugunfall Gleitschirm" der Feuerwehr Baden-Baden nicht kostenpflichtig. Dem war in der Vergangenheit nicht so. Buschert wies allerdings ausdrücklich darauf hin, dass sich die Regelung in Zukunft auch wieder ändern und er diese ausschließlich für den Raum Baden-Württemberg kommunizieren könne, da das Feuerwehrgesetz Ländersache sei.

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