20110419

[1.PCS] Reisebericht der Ausfahrt auf die Insel Kuba

source: 1.PCS

Teilnehmer v.l. : Lorgio (Busfahrer), Ernesto (Guide), Markus, Thomas, Rainer, Holger, Guardia (Guide), Ewald (Bericht), Eilhard, Chris (TO), Wolfgang, Tabea, Fermin - Nicht auf dem Bild: Arthur und Jens

Mittwoch 16.3.2011
Gleich am Frankfurter Flughafen bekommen wir einen Lehrgang in der Chris'schen Chaos-Taktik. Wir haben mindestens 40kg Übergepäck und einen kompletten Packsack zuviel. Chris bringt die Dame am Checkin dermaßen durcheinander, dass wir alles problemlos eingecheckt kriegen. Das sind dann 18 Packsäcke voll gestopft mit Gurtzeugen, Gleitschirmen und Zubehör, dazu noch ein Fahrrad, mit denen wir das Flugzeug kurzer Hand zu einer Frachtmaschine umfunktionieren (allein 700kg nur von uns). Der Pilot meint dann kurz vor dem Start, dass wir nur knapp unter dem maximalem Startgewicht liegen. An dieser Stelle gleich mal einen Dank an die Großzügigkeit und den guten Komfort der Condor Mitarbeiter.

Nach einem 10,5 stündigen Flug kurz vor der Landung in Holguin erleben wir schon mal die Eigenarten Kubanischer Gesetzgebung. Laut einer Vorschrift muss das Flugzeug vor der Landung ausgesprüht werden, damit keine Sporen und Krankheitserreger eingeschleppt werden. Grinsend rennen die Stewardessen die Gänge entlang und sprühen etwas leicht parfümiertes unter die Sitze. Ich bezweifle, dass da mehr als Parfüm und Wasser drin war, aber Vorschrift ist Vorschrift, nicht nur in Deutschland :-)
Nach einiger Wartezeit am Flughafen, bis auch das Mietfahrzeug von Jens und Artur soweit ist, finden wir nach etwas Suche erschöpft unsere Unterkunft bei wirklich netten Leuten.

Donnerstag 17.3.2011
Das Frühstück nehmen Markus und ich in der Küche auf den einzigen beiden Stühlen ein. Es gibt herrlich schmackhaftes Obst und Tomatenscheiben in Omelett gebacken, dazu Weißbrot und vorgesüßten Kaffee.
Nach dem Zusammentreffen mit dem Rest der Gruppe auf dem zentralen Marktplatz (Calixto Garcia) geht's zuerst ans Geldwechseln (was in Kuba auch seine Zeit braucht) und anschließend natürlich zum Wasserkaufen. Wir versuchen die im Straßenverkauf angebotenen gerösteten Erdnüsse. Die sind recht frisch geröstet und schmecken köstlich.


Am ersten Tag ist eigentlich nur relaxen angesagt. Also ab zum Strand Guardalavaca (auf deutsch "Hüte die Kuh"). Hier ist wenig los und es sieht aus wie in der Bacardi-Werbung. Weißer Sand, blaues Meer und Palmen. Einfach herrlich. Es ist den ganzen Tag "easy living" und Spiele angesagt. Wir lernen Chris' Familie aus Kuba kennen (Schwiegervater, dessen beiden Söhne mit deren Freundinnen).
Am Abend sitzen wir in einem Restaurant in der Stadt und essen Reis mit Hühnchen. Dazu gibt Lorgio der Busfahrer ein paar wirklich gekonnte Saxophon-Einlagen.

Freitag 18.3.2011:
Wir stehen früh auf und packen. Es geht weiter Richtung Santiago de Cuba. Chris ist schon mitten in der Nacht mit Ernesto voraus gefahren. Mitten auf dem Land legen wir einen Zwischenstopp ein. Freunde von Chris steigen zu und fahren weiter mit uns zum Fluggebiet. Dort tragen wir die Packsäcke mühsame, weil steile, 130m zum Startplatz rauf. Die Gegend ist wunderschön, nur leider bläst der Wind zu stark, so dass wir nach ein wenig "parawaiting" wieder runter steigen und uns im Fluß erst mal abkühlen. Gleich beim Landeplatz wohnt eine Bauernfamilie, die auch mit Chris befreundet ist. Dort werden wir mit einem traditionellen Kartoffel-Eintopf verwöhnt. Na ja, Süßkartoffeln sind aber auch Geschmacksache :-)
Hier bekommen wir einen einzigartigen Einblick in das einfache Leben mancher Kubaner. Die gemauerte Hütte mit Wellblechdach hat nur 4 kleine Räume, welche durch Tücher abgetrennt sind. Die Küche ist im Freien unter Palmwedeln. Hier leben 3 Generationen zusammen auf engstem Raum. Draußen (und teilweise auch drinnen, mitten unter unseren Füßen) tummelt sich allerhand Viehzeug. Vom Kücken über Hasen bis zu Schweinen.
Später fahren wir weiter nach Santiago de Cuba. Die Quartiersuche gestaltet sich etwas schwierig, weil die reservierten Zimmer teilweise schon anderweitig vermietet wurden (so ist das in Kuba). In unserem Zimmer hängt das Bett ziemlich tief durch. Markus baut Schubladen aus dem Schrank aus, um das Bett unterbauen zu können, damit wir etwas Rückenfreundlicher schlafen können. Unter der Dusche berühre ich versehntlich den Duschkopf und bekomme von der elektrischen Heizung einen  Stromschlag, den ich noch den ganzen nächsten Tag im Arm spüre. Sieht so aus als ob die Drähte verkehrt herum gepolt wären. Markus versucht, das der Wirtin klar zu machen. Die Antwort lautet sinngemäß "Dann fasst das Ding halt nicht an".

Samstag 19.3.2011:
Wir treffen uns mit den kubanischen GS-Piloten, die zu ihrem landesweiten Wettbewerb angereist sind. Dazu gesellen sich Gruppen aus der ganzen Welt, auch Deutsche aus der Hamburger Gegend, Kanadier, Spanier,.... Nur leider ist der Wind immer noch zu stark zum Fliegen. Es tut sich lange nichts, deshalb beschließen wir, mit unserem Bus eine Stadtrundfahrt zu machen. Santiago de Cuba ist wirklich schön. Fermin übersetzt die Erläuterungen von Lorgio, dem Busfahrer. Als wir später zurück kommen, haben die Kubaner ihren Wettbewerb mit Groundhandling ausgetragen. Angeblich war selbst das noch grenzwertig. Die Kubaner nehmen unseren Bus zum Startplatz, dafür bekommen wir eine einzigartige Fahrt in einem der Uralt-Mobile. Das gestaltet sich spannend, weil ein PKW Probleme mit der Kühlung hat und gelegentlich anhalten muss, bevor er überkocht. Beim Startplatz essen wir gemeinsam mit den Kubanern, es gibt Reis mit Hühnchen. Hier erleben wir den ersten wirklichen Wehrmutstropfen. Das Handy eines Teilnehmers der Gruppe aus Hamburg verschwindet und taucht auch nicht mehr auf.


Abends essen wir wieder gemeinsam mit den Kubanern. Das Essen wird von den deutschen (bzw. dem spanischen) Anwesenden gesponsert. Es gibt mal wieder Reis mit Hühnchen, dazu furchtbar süßen Zuckerrohrsaft und Rum oder Rum oder Rum. Wir besorgen uns aus dem Bus ein paar Wasserflaschen, das liegt uns eher :-)

Sonntag 20.3.2011
Wir checken wieder mal aus und fahren zur Übergabe unserer Spenden. Die kubanischen Piloten sind überwältigt von der Menge der Waren (Gleitschirme, Gurtzeuge, Helme, Zubehör). Die Übergabe läuft wie bei der PCS-Clubmeisterschaft. Je nach Rangfolge des Wettbewerbs vom Vortag dürfen die Piloten sich einen Artikel nehmen. Angefangen wird bei den Helmen und dem Zubehör, dann geht’s mit den Gurtzeugen und den Gleitschirmen weiter. Das Ganze immer reihum, bis alle Waren weg sind. Nach ein paar Dankesworten bekommt jeder von uns eine "Spender-Urkunde", ein wenig macht mich das stolz.

Nach dieser Aktion schauen wir uns noch die Altstadt von Santiago de Cuba an. Es wird uns allerhand auf dem Schwarzmarkt angeboten, auch Zigarren und Frauen :-)
Wir wären gerne noch geflogen. Das Fluggebiet von Santiago ist vielversprechend. Leider haben wir immer noch zu starken Wind. Also fahren wir weiter nach Bayamo, wo Ernesto wohnt. Auf dem Weg dorthin nehmen wir ein paar kubanische Piloten mit und besuchen einen verunglückten GS-Piloten. Dieser bekommt die am Samstag gesammelten Spendengelder. Für kubanische Verhältnisse kommt eine ganze Menge zusammen, ich schätze mehrere durchschnittliche Monatsgehälter.
Abends beim gemeinsamen Essen versuchen es ein paar von uns mit Rotkäppchen-Witzen auf Englisch, damit unsere kubanischen Freunde auch was davon haben.

Montag 21.3.2011
Wir müssen kurz nach 5:00 Uhr raus, weil wir eine lange Fahrt vor uns haben. Über 400 km, und die sind bei den kubanischen Straßen (auch Autobahnen) nicht gerade einfach zu bewältigen. Stunden lang hüpft der Bus wie ein Känguru über Bodenwellen und Schlaglöcher. Die Augenklappen-Nackenrollen-Schläfer scheint das nicht zu stören, ich kriege kein Auge zu. Mit ca. 2 Stunden Verspätung kommen wir an (das ist in Kuba nichts Schlimmes).

Am Ziel wartet ein lecker gegrilltes Schwein auf uns. Sobald wir anfangen, sind auch die Nachbarhunde da und setzen ihren Mitleid erregendsten Blick auf.
Fliegen geht immer noch nicht, wegen zu starkem Wind. Schade eigentlich, weil ein paar von uns zum Startplatz hoch wandern. Die Gegend ist toll und Fliegen wäre hier sicher noch schöner. Der Rest versucht sich mehr schlecht als recht mit Groundhandling am Landeplatz. Ein Kubaner wird von einer Windböe in den Gleitschrim von Fermin gezogen, welcher knapp hinter der Eintrittskante reißt. Die Kubaner schnappen sich den Schirm und nach einer halben Stunde kommt er perfekt genäht wieder zurück.


Abends fahren wir weiter nach Santa Clara. Dort haben wir Zimmer in einem Hotel und müssen erkennen, dass die privaten Unterkünfte bei weitem besser waren.

Dienstag 22.3.2011
Wir stehen nochmals früh auf und starten ohne Frühstück, weil wir hoffen, am Startplatz auf wenig Wind zu treffen. Also quälen wir uns zum Startplatz hoch um festzustellen, dass wir zu spät dran sind. Der Wind nimmt bereits bedenklich zu. Ernesto versucht noch einen Tandemstart mit Tabea, der scheitert (zum Glück). Wir warten noch ein wenig, geben dann aber endgültig auf und steigen wieder runter. Unten gibt’s Zuckerrohr zum Kauen und die Reste vom gestrigen Schwein, die Schmecken immer noch lecker. Dann fahren wir zurück nach Santa Clara und besuchen die "Che Guevara" Gedenkstätte, an der sich auch sein Grab mit der Urne befinden soll. Anschließend geht’s weiter zu unserem letzten Quartier in Los Cocos. Die einzelnen Ferianhäuser für bis zu 4 Personen sind sehr schön angelegt. Der Strand mal wieder wie aus der Werbung.

Mittwoch 23.3.2011
Nach der Poolparty der vergangenen Nacht wird erst mal gründlich ausgeschlafen. Dann versuchen wir einen Startplatz in Faile zu finden. Lorgio schlägt mit der Machete Meter für Meter eine Schneise durch dorniges Gestrüpp. Oben auf dem 80m-Hügel passt der Wind tatsächlich. Wir starten zügig und kommen wider Erwarten zum ersten Mal auf Kuba zum Fliegen. Endlich!
Als Markus starten will, stellt er fest, dass er seine Karabiner zu Hause gelassen hat, weil er sein Gurtzeug in Kuba verschenken wollte und so kann gleich wieder einpacken (sorry Markus, das musste ich erwähnen). Chris landet unten, will nicht akzepieren, dass einer der Piloten nicht zum Fliegen kommt und rennt den Hügel wieder mit anderen Karabinern hoch. So kommt Markus auch noch in die Luft.
Der Wind dreht etwas und damit ist auch dieses Fluggebiet nicht mehr passend. Als wir zurück beim Bus sind, stellt sich ein weiterer Wehrmutstropfen ein, weil der Packsack, den Fermin unter dem Bus deponiert hatte, verschwunden ist. Lorgio redet in zeitweise strengem Ton mit ein paar Kubanern, die sich in der Nähe des Busses tummeln und schon ist der Packsack wieder da. Die scheinen wohl ein anderes Verständnis von Privateigentum zu haben als wir Deutschen.


Nach einem Zwischenstopp auf dem Früchtemarkt und einer vergeblichen Auffahrt an einen westlich gelegenen Startplatz (der liegt auf militärischem Gebiet), fahren wir ein Stück Richtung Osten nach Canasi. An dem 100m-Strandbuckel schaffen es einige mit Hilfe anderer bei starkem Wind zu starten und teilweise bis zu 2 Stunden in laminarem Wind zu soaren. Wir landen kurz vor Sonnenuntergang in dem darunter liegenden, verlassenen Feriendorf direkt am Strand, erfrischen uns im Meer und weil wir spät dran sind, fahren wir direkt zum Langusten-Essen und anschließend weiter zur "Mochito"-Bar. Der Schnaps zieht kräftig rein, aber nach der Rückkehr in Los Cocos reicht es noch zum Duschen und ein wenig zur Poolparty.

Donnerstag 24.3.2011
Eigentlich war geplant, heute nach Havanna weiter zu fahren und dort zu übernachten, aber die Gruppe hat am Abend zuvor entschieden, noch eine Nacht in Los Cocos zu bleiben. Natürlich weil wir fliegen wollen und die Entscheidung sollte sich als genau richtig erweisen. Was folgte war ein Tag mit stundenlangem Soaren in herrlich laminarem Wind (schwächer als am Vortag). Die Bremsleinen wurden nur selten zur Steuerung benötigt. Zwischendurch immer wieder mal Toplanden oder unten am Strand runter zum Baden im herrlich blauen karibischen Meer. Gegen Abend lassen es sich einige nicht nehmen, rüber zur Unterkunft in Los Cocos zu fliegen und dort zu landen. Den Rekord hat an diesem Tag Markus mit seinem Flug von 05:33 Stunden aufgestellt.


Abends sind wir wieder in der selben Wirtschaft wie am Vortag. Lorgio spielt uns nochmal gekonnt ein paar Stücke mit dem Saxophon vor.

Freitag 25.3.2011
Der Plan war, früh aufzustehen und in der "Mochito"-Bar ein besseres Frühstück als in Los Cocos zu kriegen. Leider müssen einige der Truppe und ausgerechnet Lorgio erst geweckt werden. So kommen wir mit 30 Minuten Verspätung los. Nach dem Frühstück geht die Fahrt nach Havana. Wir fahren ein wenig durch die Stadt, vorbei an der Kopie des Weißen Hauses zum nationalen Aquarium von Kuba. Dort erleben wir eine sehr schöne Show mit Seehunden und nach einem kleinen Rundgang folgt die Show mit den Delphinen. Was bis jetzt noch etwas war, das man sonst auch anderswo auf der Welt zu sehen kriegt, sollte sich beim Mittagessen im Restaurant ändern. Dort sitzen wir an einer gigantischen Glasscheibe mit direktem Blick ins Delphinbecken. Die muss einige Tonnen aushalten können, ein mulmiges Gefühl. Hier erleben wir während und nach dem Essen eine einzigartige Vorführung mit den Deplhinen (die können Ringe aus Luft machen), wie es sie wohl nirgends mehr auf der Welt zu sehen gibt.

85 La Habana


Anschließend gehts weiter zur ehemaligen Festung "Del Morro". Wir wandern an der Kopie der Christus-Statue (die aus Rio de Janeiro) vorbei und müssen erfahren, dass Fotografieren nur gegen Bezahlung erlaubt ist. Dann gehen wir rüber zur Festung, die in einem sehr gut erhaltenen Zustand und wohl für die Ewigkeit gebaut ist.


Der Bus holt uns wieder ab und bringt uns runter zur Altstadt, wo die Gruppe sich trennt. Einige wandern durch die Altstadt, der Rest fährt weiter zur berühmten Eisdiele "La Copelia".

Dann ist der Zeitpunkt der großen Verabschiedung gekommen und 5 Leute werden von Ernesto und Lorgio zum Flughafen gebracht.
Damit ist der offizielle Teil der Reise vorbei. Chris kümmert sich noch um den verbleibenden Rest der Gruppe, der ein paar Tage später ebenfalls wieder zurück fliegt.

An dieser Stelle möchte ich meinen herzlichen Dank an Chris ausdrücken, der schon bei der Vorbereitung nicht müde zu werden schien und einen ziemlichen Aufwand getrieben und auch wärend der Reise nie die gute Laune verloren hat.

Ewald

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