20131120

[1.PCS Parafly Club] Israel - Fliegen in Heiliger und magischer Luft 7.-20.10.13

source: Parafly Club


Teilnehmer von links nach rechts: Mats (TO), Andreas, Daniel, Holger, Marcus, Traute, Markus (Bericht)

Hier war mal wieder ganz das Motto des 1.PCS "Fliegen mit Freunden" zutreffend. Zumal wir mit Schweizern und Israelis richtig international waren.
Wir haben eine äußerst abwechslungsreiche Explorertour mit hohem fliegerischen Anteil erleben dürfen, darüber hat auch mein Bericht den Schwerpunkt.

Dass es hier so gut zu fliegen geht, hat uns äußerst positiv überrascht.
Was war dabei?
- Soaring in laminarem Wind an 40-m-Steilküste
- Thermikfliegen mit Bergstart und Aufdrehen über ein Kloster bei Nazareth, wobei Holger dann gleich einen Streckenflug zum See Genezareth draus gemacht hat. Bei der Startplatzeinweisung wurde uns von einem Local erklärt, dass er vor dem Start um eine Freigabe bei einem militärischen Stützpunkt bittet.
„You have no permission !" ist die Standardantwort. Heißt es aber "Freigabe bis 1100 m und 12 Uhr...", dann muss man sich angeblich kurz danach besser die Ohren zuhalten.
Andernorts wurde uns just in time von israelischen Piloten - sogar eine Frau war dabei - das Tor zum Startplatz aufgeschlossen. Bei schwachem Wind konnten wir so den recht hoch gelegenen, geteerten Startplatz nutzen. Das war sehr selten und dort konnten wir schön bis über die  Bergspitzen aufdrehen. Unten im Tal dann in einer arabisch geprägten Gegend gelandet, hat der Muezin uns dank Lautsprechern gut 'ne halbe Stunde beschallt. Dabei ging von fast Jedem das ein oder andere Wort der Verärgerung über das dornenreiche Gestrüpp, welches sich immer wieder in den Schirmen verfangen hatte, unter.
- Thermisch durchsetztes Soaring war auch dabei bis weit nach Sonnenuntergang. Wer dann, so wie ich, von der magischen Luft ganz berauscht war und Holgers Funkwarnung, vor der baldigen Dunkelheit zu landen, nicht hörte, hatte ein Problem. Besonders mit 'ner Sonnenbrille auf der Nase. Die Landung erfolgte dann in üblem Gestrüpp. Da im Dunkeln den Schirm rauszupfrimeln, war übel. Aber ich hatte Glück: Ein hilfsbereiter Israeli hat mit seinem Auto den Bereich ausgeleuchtet und sich mit mir die Finger zerstochen. Und hinterher fuhr er mich auch noch ins Dorf rein, wo mich die Toplander auf dem Heimweg aufgabelten.

- An den Golanhöhen konnte man auch wunderbar soaren. Hier war die Herausforderung ein  Absaufverbot! Am Steilhang zwischen Start- und Landeplatz befindet sich noch immer ein Minenfeld. Dieses Feld dehnt sich aus bis zur Grenze von Jordanien und Syrien, einzig unterbrochen von der Strasse (98), die zu unserem Startplatz  und dem Kibbuz mit Agrarflächen führt. Betreten strengsten verboten. Schon manch Einer musste sich mit dem Heli herausholen lassen! Aber normal drüberfliegen geht sehr gut.

- Das Küstensoaring vor Hochhäusern des Badeorts Netanya war von der Kulisse auch einmalig, nachdem der Starkwindstart gemeistert war.
- Der optische und fliegerische Kontrast dazu war ein Start über dem Toten Meer fast auf Höhe Null. Mit der morgendlichen, starken Thermik konnte man auch weit überhöhen und im Westen die weite Felsenwüste überblicken. Gelandet wurde nahe des Toten Meeres bei Höhe minus 400 Meter. Bitte nicht ganz nahe! Einbruchgefahr in unterirdisch ausgehöhlte Löcher! Danach ging's natürlich zum Baden. Zuerst im paradiesischen Süßwasser von En Gedi unter hohen Wasserfällen und später im Toten Meer, wobei wir beim touristischen Teil des Berichts angelangt sind. Bilder mit Zeitungslesern im Wasser sind bekannt, aber wir hatten Bier! Das war auch sehr hilfreich, wenn man versehentlich mal Salzwasser an die Lippen bekommen hat... Pfui Deibel ... das Zeug hat 33% Salzgehalt. Warnschilder sagen, wer einen Schluck nimmt, solle sich sofort zum Sanitätsdienst begeben... Mit Schlamm Einreiben war auch schwer angesagt ... soll schön und jung machen. Vor allem wird man davon Schwarz. Zum Glück gab es Duschen, um die Schmiere und das Salzwasser wieder abwaschen zu können.

Als Touristenhighlight sind wir auch mit der Gondel auf den Masada-Hügel hoch gefahren. Dort kann man zwischen vielen Ruinen sozusagen in der Geschichte herumwandern und natürlich tolle Ausblicke auf das Tote Meer genießen.
Wir haben sehr freundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt. Allen voran die Freunde von Mats  namens Yehuda und Yisrael, welche teilweise auch mit uns geflogen sind und unter Mats' Fittichen ihre nächsten Flugstunden bekamen.
Yehuda hat uns in seine Siedlung eingeladen. Dort konnten wir grillen und übernachteten in einem neuerstellten einfachen Haus. Von allen Nachbarn wurden dafür Matratzen zusammengetragen. Auch hier zeigte sich wieder die Gastfreundschaft der Israeli.
Bei Yisrael durften wir in seinem Zuhause in seiner Heimatstadt Hebron einen Kaffee schlürfen. Hebron erinnert fast an das geteilte Berlin. Dort sind Bereiche durch Mauern und Sicherheitsschleusen geteilt. Gewechselt  sind wir aus einem
völlig leblosen, jüdischen Strassenzug (Alles geschlossen wegen früherem Beschuss  durch  Heckenschützen) ins quirlige und vermüllte Palästinenserviertel. Klar gab's auch in Jerusalem ein Touristenprogramm, wo uns Yisrael als Fremdenführer viele Ecken zeigen konnte: Die Windmühle, Wanderung auf der Stadtmauer, das Judenviertel, die Westernwall, der arabische Markt, die neue Strassenbahn und zum Ausklang der Ölberg bei Sonnenuntergang.
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'Nen Abstecher nach Jericho ins Palästinensergebiet haben wir auch unternommen. Dort mussten wir uns im abendlichen Trubel durch verstopfte Straßen quetschen, um mit allerhand diversen Gerüchen zu einem Restaurant zum Abendessen zu kommen.
Erstaunlich, keiner hat während der ganzen Reise über Magenprobleme geklagt. Wir waren überwiegend in zwei eigenen Cabins (Holzhütten) auf dem Gelände einer Jugendherberge mit wunderschönem Blick auf den See Genezareth tipp topp untergebracht.
Die Ausreise war dann wieder etwas befremdlich. Ich wurde von der Security gefilzt ohne Ende … Gepäck musste Drei mal durch den Scanner, dann alles auspacken und überall mit einem Sprengstoffschnüffelstab rein. Das Ausrollen des Schirms und vor allem der Rettung konnte ich noch verhindern … zum Schluss haben diese sich sogar brennend für das Schaumstoffstück auf dem Micro meiner Kamera interessiert. Na und die Einreise war ebenso schräg … bei der Fahrt mit dem Zug und Bus in das Zentrum gab es junge hübsche Mädels ohne Ende …. Jedoch im etwas eintönig modischen Grün gekleidet und statt einer hippen Handtasche hatten diese lässig Ihr Sturmgewehr über der Schulter hängen und häufig das entsprechenden Gesichtsausdruck dazu. In der Enge hatte man dann immer wieder einen Gewehrkolben in den Rippen. Die Damen machen hier ein Jahr Militärdienst und die Jungs dürfen drei …
Um die Reiseroute nachverfolgen zu können nun noch eine kleine, chronologische Zusammenfassung der Fluggebiete und des Touristenprogramms für diejenigen, die es genauer wissen wollen:
Mo.       07.10.2013          Anreise: BSL-TLV. Arsuf besichtigt
Di.         08.10.2013          Gilboa geflogen
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Mi.         09.10.2013          Sharona: Endloser Nachmittagsflug, Landung nach Sunset
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Do.        10.10.2013          Sharona Morgenflug mit feiner Thermik, Abgleiter von MevoHama
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Fr.         11.10.2013          Har Ha Ari beflogen
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Sa.        12.10.2013          Mevo Hama : Fliegen Fliegen Fliegen…
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So.        13.10.2013          Nethanya: Soaren Soaren Soaren
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Mo.       14.10.2013          Mt. Tavor: Knackige Themik gekurbelt (Yisrael: Mevo Hama)
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Di.         15.10.2013          Dragot: Flug zum tiefsten Punkt der Erde. Baden in En Gedi
Mi.         16.10.2013          Masada & Hebron, BBQ bei Yehuda
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Do.        17.10.2013          Jerusalem & Jericho
Fr.         18.10.2013          Golan Rundtour (Safed; Gonen beinahe beflogen)
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Sa.        19.10.2013          Arsuf: Starkwind Starts und endloses Soaren…
So.        20.10.2013          Heimreise: TLV-BSL

Lassen wir zum Abschluss doch die Flüge selbst für sich sprechen:
Diese (von Holger und mir) sind im DHV XC hinterlegt und geben einen guten Eindruck, was wir fliegerisch erlebt haben. Ich war leider etwas spät dran und konnte nur noch beim letzten Flug nachträglich Bilder hinterlegen. Holger dagegen dokumentierte wieder daheim fleißig mit vielen Fotos und Kommentaren.
Zu Arsuf bekam er sogar einen Link von einem netten Israeli, der seinen dortigen Flug mit der Gopro aufzeichnete.

Jau, Mats ...  da hast Du unserer tollen Truppe wundervolle Tage beschert.
Thanks again auch an unsere israelischen Freunde Yehuda und Yisrael. Wir kommen gerne wieder ins Heilige Land!
Markus


Anmerkung von Mats:
(1) Israel hat 4 heilige Städte, & wir haben sie alle besucht!
Jerusalem – Feuer
Hebron – Erde
Tiberias – Wasser
Safed – Luft.
(2) Gruselig war die Besichtigung von Masada. In der Vergangenheit war mir die Seilbahn meist zu teuer und die historische Geschichte mit dem Massenselbstmord (73 n. Chr.) auch etwas unheimlich.
(3) Durch den Ausflug nach Hebron mit den vielen Checkpoints konnten wir etwas eintauchen in diesen komplexen und scheinbar ewigen Konflikt. Wir waren zum Gleitschirmfliegen in Israel, daher haben wir die gute touristische Infrastruktur genutzt. Israel ist aber mehr, nämlich auch Westbanks. Vielleicht beim nächsten Mal…

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