20131114

[1.PCS Parafly Club] Raid Chamois 2013 - Hike & Fly am Lac Annecy

source: Parafly Club

Geplant waren 2 Tage 5.10. – 6.10.2013 Hike & Fly (Marche & Vol) als Wettbewerb gegen die Zeit (Raid) oder alternativ als Vergnügen zum Kennenlernen (Decouverte) in der Region um den Lac Annecy. Aufgrund herbstlicher Wetterkapriolen wurde der Wettbewerb auf den 26.10. - 27.10. verlegt. Erst beim Briefing am Vorabend wurde der ausgearbeitete Task wetterbedingt verworfen (Samstag: kräftiger Höhenwind aus Süd, Sonntag: Kaltfront) und der in Bild 1 beschriebene eintägig Parcours bekannt gegeben. Die Teilnehmer konnten sich so, weitgehend geschützt vom Höhenwind aus Süden, bei milden Temperaturen und Sonnenschein in Sichtweite zum Lac Annecy bewegen.

Mir kam dies sehr entgegen, einmal weil ich die Gegend im Seebereich kenne und weil ich glaubte meine Kräfte für einen Tag (11 Stunden) besser einteilen zu können als für zwei Tage.

 

Bild 1: Parcours Raid Chamois 2013 auf Google Earth

Wie bei den X-Alps hatte ich einen Helfer (Supporter) der mir bei der Orientierung und bei der Versorgung mit Wasser, Bananen und Müsliriegeln geholfen hat.
Er ist ein sehr sportlicher Franzose (Skifahrer) gebürtig aus der Region, in dessen Ferienwohnung ich mit meiner Frau mehrfach Urlaub gemacht hatte. Große Abschnitte ist er mit mir gelaufen und hat mich auch moralisch gut unterstützt. Viele Teilnehmer sind ohne Supporter gestartet und wurden vom Veranstalter versorgt.

Ausgerüstet mit GPS-Sendern (Traquer) machten wir uns am Samstag ca. 7:30 Uhr auf die Strecke. Das „Wettrennen der Gemsen" (Raid Chamois) begann. Meine Zielsetzung zu dem Zeitpunkt war es, den Parcours im Tagesverlauf zu schaffen – und die Natur zu genießen. Es sollte sich herausstellen, dass ich nur das letztere Ziel erreichen würde. Ich hatte deutlich jüngere Konkurrenten mit sehr leichter Ausrüstung (Bergsteigergurtzeug, Leicht-Rettung, Leicht-Schirm z.B. Ultralite/Little Cloud/Pi/LM5, Laufschuhe, Laufdress, Leichtstöcke).


Bild 2: Vor dem Start ca. 7:30 Uhr. Rechts im Vordergrund der spätere Gewinner des Wettbewerbes, Samuel Vurpillot (Schweiz, LM5, 8h 28min)

Der Streckenverlauf und die herbstlichen Bedingungen machten 4-5 längere Aufstiege erforderlich und das Feld streckte sich bereits nach Wendepunkt 2 erheblich, sodass man nur in den ersten Abschnitten gemeinsame Aufstiege mit Wettbewerbern machen konnte (zum Col de la Forclaz), sich an einem Landeplatz wiedersah (Perriox unterhalb Plainfait) oder sich auf der Strecke zu Fuß begegnete. Die Ersten waren bereits auf dem Rückweg zu Wendepunkt 4 während ich beim „Abklatschen" noch Wendepunkt 3 vor mir hatte. Das alles bei spätherbstlichem Sonnenschein – wunderschön!

Neben meinem Supporter, Andé hat sich auch seine Frau, Joelle für den Wettbewerb interessiert. Sie konnte wie bei den X-Alps das Teilnehmerfeld daheim am PC verfolgen und Ihren Mann per Telefon über meine Position informieren. Auch die taktische Weg-Alternativen der Führenden habe ich so erfahren. Diese bestanden zumeist darin, durch Starts von deutlich oberhalb der ohnehin hoch gelegenen Turnpoints aus - trotz der dort wohl ruppigeren Startbedingungen – weiter reichende Gleitflüge zu schaffen und damit  zeitaufwändige Querungen zu vermieden. Meine Oberschenkel erlaubten mir diese Optionen nicht (Es wäre gelogen – wenn ich hier mein Sicherheits-Bewusstsein anführen würde). Flugverlängerungen aufgrund thermischer oder dynamischer Windunterstützung gab es leider nur sehr begrenzt. Somit waren Piloten mit Flügeln hoher Gleitzahl erkennbar im Vorteil.

Ich bin recht viel in der Ebene gelaufen – und weil ich wusste, dass Joelle meine Position am PC verfolgte, habe ich als Gruß an sie - auf dem Weg vom Landeplatz unterhalb Plainfait zum Château de Menthon Richtung Bluffy - eine kleine Schleife in meinen Track gelegt, indem ich einen Abstecher über eine gemähte Wiese gemacht habe (siehe Bild 3).


Bild 3: Track von Thomas - der sich Zeit nimmt, eine Schleife zu laufen.


Bild 4: Team André (vorne) und Thomas (hinten) am Turnpoit 3 oberhalb vom Châlet Chappuis.

Um 18:15 Uhr auf halben Weg zum Turnpoit 4 habe ich den Wettkampf für mich beendet. Zwar war der Parcours leider nur zu ca. 60% geschafft, aber ich war vollauf zufrieden als ich die obligatorische Sicherheits-SMS an den Veranstalter abgesetzt hatte. Von 26 km bin ich ca. 50% gelaufen und die andere Hälfte geflogen. Dazu bin ich ca. 2.300 Höhenmeter gegangen (3 Aufstiege und 3 Flüge). Von elf Teilnehmern am Zeitwettbewerb haben 5 das Ziel vor dem offiziellen Ende 19:00 Uhr erreicht. Der Letze landete 18:55 Uhr in der Abenddämmerung neben dem Testcenter von ITV in Doussard (… auf einer vorab verbotenen Landewiese. Keine Katastrophe - Franzosen sind da wirklich entspannt!).


Bild 5: De-Briefing und Siegerehrung

In den Räumlichkeiten des ITV-Testcenter fand, nachdem alle Teilnehmer zurück geholt waren, die Siegerehrung statt. Ich habe im Losverfahren ein Buch gewonnen in dem alle französischen Fachausdrücke der Gleitschirmfliegerei erläutert werden. Im nächsten Jahr kann ich mich dann auch fachlich besser verständigen.

Die Teilnehmer und deren Helfer gingen gegen 20:30 Uhr noch zum gemeinsam Essen, während ich von meinem französischen Supporter und seiner Frau bewirtet wurde. Wir hatten an dem Abend viel zu erzählen, wie jeder den Tag wahrgenommen hat.

Ich habe mir fest vorgenommen wiederzukommen – und zu helfen den Sport in Deutschland weiter zu verbreiten. Es müssen ja nicht immer diese harten Wettkampfbedingungen sein. Interessenten bitte melden – ich habe schon Pläne für 2014.

Thomas Börner, 02.11.2013

PS.: Für die Vorbereitung und Verfolgung des Wettbewerbes waren folgende Links hilfreich:

- Veranstalter Raid Chamois http://raidchamois.free.fr/
- Topografische Karte für Google Maps http://www.cartes-topographiques.fr/France.html
- Unterkünfte für Biwak http://www.refuges.info/nav/14/massif/Bauges/
- Übersicht  über Marche & Vol-Wettbewerbe in Frankreich http://parapente.ffvl.fr/calendriers_de_competition?serie=M&annee=2012
- Tracks der Raid Chamois-Teilnehmer http://www.livetrack24.com/tasks/1220



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