In der Ortenau ist ein Gleitschirmflieger schwer verletzt worden – Der Mann war in Oppenau gestartet, wurde aber durch starken Wind abgetrieben und stürzte in einen Wald. Die Bergwacht konnte den 24-jährigen später bergen. Er liegt auf der Intensivstation.
Die Unglückssträhne an den Oppenauer Gleitschirmstartplätzen reißt nicht ab: Kurz vor dem Ende der Thermiksaison am heutigen Montag ereignete sich am vergangenen Mittwoch erneut ein schwerer Unfall. Der Pilot war Experten zufolge trotz ungünstigster Flugbedingungen gestartet.
Mit dem verpflichteten Beisein eines Startleiters reagierte der Verein Oppenauer Gleitschirmflieger am 8. August auf die Serie von Abstürzen, die bis dahin alleine in diesem Jahr zwei Menschenleben und einen Schwerverletzten gefordert hatte. Zwei weitere Unfälle konnte jedoch auch diese Vorsichtsmaßnahme an den thermisch schwierigen Startplätzen in Oppenau nicht verhindern. Eine Bruchlandung, bei der sich ein 24-jähriger Fluganfänger vergangenen Mittwoch schwer verletzte, bildet den traurigen Schlusspunkt über die am heutigen Montag endende Thermiksaison in Oppenau.
»Wir werden deutliche Hinweisschilder aufstellen und Gastpiloten künftig gezielt ansprechen«, beschreibt Matthias Kratzke, Vorsitzender des Vereins Oppenauer Gleitschirmflieger, gegenüber der ARZ das weitere Vorgehen, um das Hobby sicherer zu machen. An der Anwesenheit eines Startleiters will Kratzke zudem in der kommenden Saison festhalten. Dafür plädiert auch Karl Slezak, Sicherheitsreferent beim Deutschen Hängegleiterverband (DHV). »In Absprache mit dem Verein wollen wir die Pflicht eines Startleiters an den Wochenenden beibehalten«, erklärt er. Die Maßnahme habe sich bereits in Bayern, wo der Verband ansässig ist, bewährt. Gerade in der noch jungen Saison in den Monaten März und April herrschten äußerst schwierige Windbedingungen in den Oppenauer Startgebieten.
Die Bruchlandung des 24-Jährigen hätte jedoch nicht verhindert werden können. Er flog am Mittwoch. Vom Verein könne nicht verlangt werden, auch unter der Woche einen Startleiter abzustellen. Wobei sowohl Kratzke als auch Slezak bei der Rekonstruktion des Unfallhergangs unisono mit dem Kopf schütteln. »Der Fluganfänger hat alle Grundsätze, die ein sicheres Fliegen bedingen, missachtet«, ärgert sich der Sicherheitsbeauftragte des DHV.
Anfänger in der Luft
Obwohl der Mann aus einem Nachbarlandkreis erst seit Kurzem eine Fluglizenz hatte, sei er schon zwei Mal dabei aufgefallen, wie er bei gefährlichen Wetterlagen geflogen sei. »Er hatte dadurch schon gezeigt, dass er die Wetterlagen nicht einschätzen kann«, meint Slezak. Die Flugbedingungen am Mittwoch seien extrem ungünstig gewesen, schildert er die Situation. Im Fluggelände gebe es eine Verengung, eine sogenannte »Düse«, die den Wind zusätzlich beschleunige. »Freiwillig fliegt da niemand hinein«, zeigt Slezak Unverständnis.
Nachdem er schon etwa 30 Minuten in der Luft gewesen sei, sei der 24-Jährige nicht mehr gegen den Wind angekommen und in die windabgewandte Seite, die Gleitschirmflieger sprechen dabei von der Lee-Seite, abgetrieben worden. Es traten Turbulenzen auf, dann folgte die Bruchlandung, bei der sich der Gleitschirmflieger eine Wirbelsäulenfraktur und einen Beinbruch zuzog. Die Bergwacht musste den Verunglückten in die Intensivstation einer Klinik einliefern. Die Rückenprotektoren hätten laut Slezak Schlimmeres verhindert.
Ob ein Startleiter den Unfall hätte verhindern können, ist fraglich. »Letztendlich liegt es auch im Ermessen des Piloten, ob er startet«, erklärt der Vereinsvorsitzende Matthias Kratzke. Der Startleiter könne zwar ein Startverbot aussprechen, dürfe dieses aber nicht mit körperlicher Gewalt durchsetzen, betont Slezak. Die Aufgabe dieser erfahrenen Piloten sei es vielmehr, die Thermik, aber auch die Piloten zu beurteilen und im Zweifelsfall auch auf sie zuzugehen, um sie vor den eventuellen schlimmen Folgen eines Starts zu bewahren.
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